Baufinanzierung ohne Eigenkapital

· Baufinanzierung ohne Eigenkapital

Grundsätzlich hat man im Rahmen einer Baufinanzierung eine Menge an Gestaltungsmöglichkeiten, sei es in Form von unterschiedlichen Darlehensformen oder auch hinsichtlich der Art und des Zeitpunktes der Tilgung. Oftmals hört man jedoch, besonders auch von Seiten der Finanz- und Finanzierungsexperten, dass man eine Baufinanzierung möglichst nicht ohne Eigenkapital vornehmen sollte.

Die meisten Kunden und Kreditnehmer hinterfragen diese „Vorgabe“ des Eigenkapital auch nicht weiter, zumal viele Banken regelrecht auf mit einzubringendes Eigenkapital in die Baufinanzierung bestehen, und sei es „nur“ in Form von Eigenleistungen am Bau. Doch kann man grundsätzlich nun eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital vornehmen? Die klare Antwort lautet hier: Ja! Natürlich ist es ohne Weiteres möglich, eine Baufinanzierung auch ohne Eigenkapital vorzunehmen, also die zu erwerbende oder zu errichtende Immobilie vollständig durch Fremdmittel zu finanzieren.

Die Baufinanzierung ohne Eigenkapital hat zwar den Nachteil, dass man eine höhere Darlehenssumme als Fremdfinanzierung als mit Eigenkapital benötigt, aber dieser Nachteil muss auf keinen Fall zu einem Hindernis werden, wie es manchmal von Experten dargestellt wird, sodass die Finanzierung nicht realisierbar wird. Letztendlich kommt es bei der Baufinanzierung immer darauf an, ob die gewünschte Darlehenssumme von den Raten her tragbar ist.

Das Eigenkapital kann dabei natürlich helfen, ist aber keineswegs eine unabdingbare Voraussetzung. Zum besseren Verständnis hierzu folgendes Beispiel. Kreditnehmer A möchte ein Haus erwerben, wobei sich die gesamten Finanzierungskosten inkl. aller Nebenkosten etc. auf eine Summe von 200.000 Euro belaufen. Ihm stehen 30.000 Euro an Eigenkapital zur Verfügung, was sogar der „Idealvorstellung“ vieler Experten entspricht, nämlich dass 15-20 Prozent der Gesamtfinanzierungssumme Eigenkapital sind. Kreditnehmer A benötigt also ein Darlehen über 170.000 Euro, dass er zu fünf Prozent Zinsen und mit einem Prozent an Anfangstilgung erhalten würde, die Kreditrate beträgt somit monatlich 850 Euro. Bei einem Einkommen von rund 1.300 Euro netto unter Berücksichtigung der sonstigen Ausgaben wie Lebenshaltung, Versicherungen etc. ist diese Rate allerdings auch mit der Einbringung des Eigenkapitals nicht tragbar.

Beim Kreditnehmer B stellt sich die Situation völlig anders dar. Dieser muss ebenfalls 200.000 Euro finanzieren, bekommt das Darlehen zu den selben Konditionen, hat aber kein vorhandenes Eigenkapital, sodass die Summe von 200.000 Euro voll finanziert werden muss. Die monatliche Belastung liegt hier somit bei 1.000 Euro, also 150 Euro monatlich mehr, als Kreditnehmer A mit Eigenkapital zahlen müsste. Dennoch ist dieses für den Kreditnehmer B bei einem Nettoeinkommen von monatlich 3.000 Euro gar kein Problem. An diesem Beispiel ist gut zu erkennen, wie „unwichtig“ Eigenkapital bei einer Baufinanzierung sein kann und das dieses oftmals überbewertet wird.